Fast exakt vor einem Jahr war ich mit meiner Lieben am Herminensteig. Diesmal haben wir jugendlichen Elan mit und obwohl es
die gleiche Runde wie damals war, hatte diesmal doch ganz anderes Priorität. Wen interessiert schon ein längerer Zustieg, wen
ein Elisabethkircherl oder auch eine Buchtelstation. Schön dass es das alles gibt, aber zählen tut einzig und allein: das Kraxeln.
Der Aufstieg vom Schneebergdörfl bis zum Einstieg in den unteren Herminensteig wird somit in möglichst kurzer Zeit absolviert.
Niederösterreich
2018
Es wäre schlicht sinnlos gewesen die Frage zu stellen die Umgehung der Schlüsselstelle im unteren Herminensteig zu gehen oder....
Ich ging gleich auf den schwierigeren Teil zu. Die Überwindung der Felsbarriere auf dem Originalweg bedeutet: zuerst eine nicht
ungefährliche, zum Teil erdige und exponierte Schrofenkletterei (I) hinein in einen Kessel und dann links hinauf einen ca. 7 Meter
hohen Ausstiegsriss (II) auf ein nach rechts ziehendes Band, welches vorallem mit einem Rucksack unangenehm sein kann.
Im aufragenden Riss hängt ein Seil mit einigen Knoten, auch ein Sicherungshaken ist vorhanden. Bevor wir eigentlich noch viel
sagen konnten, sahen wir Adam schon bei einem Baum sitzend, wohl die ersten Erfolgserlebnisse via Handy in die Heimat schickend.
Nach weitern Auf- und Abstiegen in kleinere Scharten geht es einige Zeit über leichteres Gelände aufwärts zu einem engen Durchgang.
Diese Stelle, auch "Nadelöhr" genannt, ist ein Gustostückerl dieser Tour. Nur Kleinkinder schaffen es vielleicht unten durchzukommen,
der übliche Weg führt oben in Spreizschritten über die letzte interessante Stelle des Oberen Herminensteiges. Adam hat indessen
einen anderen Durchschlupf gefunden. Da muss man als Bub natürlich durch und danach am nächsten Felsen gleich hinauf.
Nach einer kurzen Stärkung bei der Haltestelle Baumgartner machen wir einen “Sprint” hinunter ins Schneebergdörfl.
In exakt 45 Minuten sind wir wieder beim Auto angelangt. Schön war es - ich glaube jeder von uns hat Spaß daran gehabt.
Irgendwie sind wir aber dann doch am riesiegen Schneebergplateau angelangt. Hier erwarten uns nicht nur Windspitzen bis 90km/h
sondern auch ein herrlicher Ausblick zum Gipfel des Schneeberges und zur Fischerhütte. Wo am Wochenende Massen an Touristen und
Wanderer umher spazieren, ist es heute ruhig hier. Sturm hat eben auch seine schönen Seiten. Ich liebe die Stille am Berg.
Waxriegel 1.888m
Bei unserem letzten Besuch hier bei der Bergstation der Schneebergbahn war das Berghaus Hochschneeberg noch geöffnet, das
Elisabethkircherl dafür in Renovierung. Nun, diesmal ist es umgekehrt. Das Kircherl erstrahlt in neuem Glanz, das Hotel geschlossen.
Der Wind ist hier deutlich weniger, trotzdem sind nur wenige Wanderer unterwegs. Auch die Schneebergbahn ist halb leer.
Hier noch ein Blick hinauf zum Waxriegel, bevor wir unseren Weg zur Buchtelstation fortsetzen.
Hier könnte man quer zum Berghaus Hochschneeberg hinüber gehen. Adam und ich wollen das aber nicht, wir gehen lieber noch
einmal ein Stück hinunter, klettern auf der anderen Seite wieder hinauf und strapazieren dabei noch ein bisschen Mamas Nerven.
Der nördliche Grafensteig ist schnell erreicht. Bis zum Oberen Herminensteig dauert es leider... das ist Fad, zumindest aus Sicht eines
Jugendlichen. Und so unrecht hat er damit ja auch gar nicht. Ich würde es auch spannender finden wenn es felsig weiter gehen würde.
Nun, ist aber nicht und so müssen wir uns eben noch gedulden bis es endlich so richtig lustig wird.
Bei so mancher Aktion stehen Edit im wahrsten Sinne des Wortes die Haare zu Berge... aber strahlen tut sie trotzdem.
Und das ist auch gut so. Auch ich für meinen Teil kann sagen, dass ich mich schon lange nicht mehr in den Felsen ausgetobt habe.
Tage wo Mann vielleicht darüber nachdenkt, ob man nicht doch etwas im Leben verpasst hat? Egal, weiter geht`s.
Freude, Lachen, Spaß, ... Adam genießt den Moment, und wir freuen uns mit ihm.
Wir haben noch eine schöne Steilstufe vor uns - da heißt es noch einmal kräftig Zupacken und rein in den Fels.
Noch einmal durch den engen Latschenweg - und dann beginnt der Spaß. Adam ist kaum zu bremsen. Da muss ich schon kämpfen
um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Zwei Steinböcke im Fels, dazu braucht es nicht vielerlei Worte.
kurze Pause - Kind und Mama, dahinter das Schneebergdörfl