Burgenland
Dieser Bericht erzählt von einer sehr netten Radtour die ich heute im Seewinkel absolviert habe. Der Lackenrundweg B 20
führte mich von Illmitz über Podersdorf nach St.Andrä und letztlich wieder zurück an den Neusiedler See.
Begonnen habe ich meinen Tag allerdings auf der anderen Seite des Neusiedlersees - in Mörbisch - wo ich also zuerst mit
der Fähre nach Illmitz musste. Morgens um 9:00 Uhr ist da noch nicht viel los. Zumindest auf der Drescher-Line nicht.
Von der Fährstation nahe dem Strandbad Illmitz, geht es dann gerade wie auf einer Schnur gezogen einmal 4km ins Zentrum,
um wenig später in den Ortsteil Illmitz-Hölle zu gelangen.
Welchen Umstand das Gebiet seinen wenig einladenden Namen verdankt, ist nicht geklärt. Denkbar wäre es, dass durch die oft extrem
hohen Temperaturen im Sommer die hitzegeplagten Landwirte sich unweigerlich an die Hölle erinnert fühlten und es so zu dieser
Bezeichnung kam. Heute war es jedefalls nicht so heiß, ja mit 18° sogar eher kühl. Immer wieder gibt es entlang der sogenannten
Lackenrunde kleinere Aussichtstürme wo man in die endlose Weite blicken kann. Nachstehend machte ich Stopp bei diesen
süssen Mangalizaschweinen, die es nur mehr zu kleinen Beständen in Europa gibt.
Die Beschilderungen der unzähligen burgenländischen Radtouren sind ausreichend. Heute brauche ich mir nur B20 merken -
das ist der sogenannte Lackenrundweg. Trotz vieler Untersuchungen ist die Entstehung der Lacken des Seewinkels nicht vollständig
geklärt. Erwiesen ist jedoch, daß es durch das Zusammenspiel von Faktoren wie Erosion, Absenkung des Untergrundes, Eisstöße im
Bereich des Seeufers, Überflutungen und glaziale Eisbildungen zur Bildung der seichten Becken kam.
Im Bereich Podersdorf war gerade ein Lenkdrachenwettbewerb im Gange, das musste ich mir natürlich näher ansehen.
Immer wieder komme ich an kleineren oder größeren “Lacken” vorbei. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Lacken sind
beträchtlich. Eine gängige Einteilungsart ist die Unterscheidung von Schwarzwasserlacke und Weißwasserlacke.
Der Untere Stinkersee ist eine Schwarzwasserlacke, das Wasser ist klar, aber von Humusstoffen tiefbraun gefärbt. Hingegen erscheint
der Obere Stinkersee weißlich – man spricht da von einer Weißwasserlacke, da das einfallende Licht an den vom Wind ständig
in Schwebe gehaltenen Sediment- und Schlammpartikelchen reflektiert wird. Wegender geringen Wassertiefe herrscht im Wasser der
volle Temperaturgegensatz: Die Spanne reicht vom Durchfrieren im Winter bis zu 35°C im Spätsommer
Entlang der zahllosen Felder sehe ich den Bauern bei der Zuckerrübenernte zu.
In St.Andrä am gibt es aber nicht nur eine Zuckerrübenfabrik, sondern vorallem den schönen, wenngleich heute auch
völlig einsamen Zicksee. Günstige langfristige Quartiere und nette Lokale mit sehr guten Speisen laden zum Verweilen ein.
Nicht auf der ganzen Strecke ist der Weg asphaltiert. Manchmal sind es nur mäßige Schotterstrassen, aber wen macht das schon was?
Zum “Schnellfahren” ist diese Tour sowieso nicht geeignet. Dafür gibt es viel zu viel zu sehen. Die Trauben werden langsam reif...
Auch die Viehwirtschaft ist im Seewinkel nicht zu übersehen. Große Flächen werden als Hutweiden genutzt, andere Bereiche
werden gemäht um Winterfutter für die Tiere zu haben. Durch diese Art der Nutzung entstand die Steppenlandschaft.
Die Lange Lacke selbst erreicht als größte Salzlacke des Seewinkels bei gutem Wasserstand eine maximale Ausdehnung von bis zu
10 km² und wird bis zu 80 cm tief. Das dürfte zur Zeit sicher nicht der Fall sein.
Zu sehen gibt es immer etwas, sodass ich für die 63km lange Tour fast 7 Stunden unterwegs war.
Zum Abschluss machte ich noch einen Besuch im Zentrum von Illmitz wobei die dortige Konditorei keine Empfehlung wert ist.
Die letzten 4 km zur Fahrradfähre genieße ich um ein paar Blicke zwischen die hohen Schilfgräser hindurch zu werfen.
Im Gegensatz zur Hinfahrt mit der Fähre nach Illmitz war jetzt bei der Überquerung zurück nach Mörbisch “die Hölle” los.
Ungarn, Niederländer, Deutsche und auch viele Radtouristen aus Wien wollten wieder auf das andere Ufer des Neusiedler Sees.
Den B20 kann ich jeden Radfahrer sehr empfehlen. Ich freue mich schon heute auf eine der nächsten Radtouren in dieser Gegend.