Wien
Einer der “einfachsten” Wiener Stadtwanderwege ist jener vom Wiener Praterstern zum Lusthaus.
Das schwierigste an dieser netten Wanderung ist den Beginn zu finden. Von der U-Bahn kommend steht man vor dem
Wiener Wurstelprater mit seinem Riesenrad. Wo jetzt aber der Weg beginnt... das ist nicht so einfach zu eruieren.
Das Riesenrad und auch Madame Tussauds könnte ich mit der NÖ-Card jetzt gratis besuchen. Dafür ist aber heute keine Zeit.
Ich wurstel mich mal durch die unzähligen Attraktionen wie Autodrom, Geisterbahn, Dinorennen usw.
Nach kurzer Zeit bin ich beim Schweizerhaus, lerne etwas aus der Geschichte und komme zur Luftburg.
Obwohl die Sonne scheint ist es recht kühl. An der Liliputbahn vorbei komm ich zum Konstantinteich....
...und zur höchsten Erhebung des zweiten Wiener Gemeindebezirkes - den Konstantinhügel, eine 7m hohe Erhebung im Prater
Die “Erstbesteigung” machte ich 2009 mit meinem Freund Helmut Aringer im Rahmen unserer Tour - Alle Berge von Wien.
Im Gegensatz zu den anderen Stadtwanderwegen treffe ich heute viele Menschen. Die meisten sind mit ihren Hunden unterwegs.
Hier können sie sich so richtig auslaufen, zulaufen aber leider auch verlaufen. So manches Tier wird auf der Tafel gesucht.
Wiesen gibt es hier zur Genüge. Wo man hinschaut Natur. Ich finde es schön in mitten einer Großstadt so viel Grün zu haben.
Es ist nicht immer so, dass man stolz sein müsste “Wiener” zu sein, nein, oft ist dies ganz und gar nicht der Fall.
Aber auf einige Dinge, wie eben diese vielen Grünflächen in und um die Stadt können wir es sehr wohl sein.
So mitten im Genießen dieser schönen Gegend wird man jäh vom Lärm der Wiener Verkehrshölle - sprich Südosttangente geweckt...
ich kann an dieser Stelle nur sagen: Wer sie nicht kennt, der hat etwas versäumt.
Die kürzeste Autobahn (17,8km) ist mit bis zu 170.000 Autos PRO TAG, die meistbefahrene Straße Österreichs. Wegen des hohen
Verkehrsaufkommens, sowie häufiger Unfälle, gibt es immer wieder lange Verkehrsstaus. Deshalb wird sie scherzhaft oft auch als der
größte Parkplatz Österreichs bezeichnet. Das erste Teilstück der Autobahn wurde übrigens kurz vor Weihnachten 1970 eröffnet.
Unter den beiden Brücken durch komme ich auf die Sulzwiese mit dem gleichnamigen Kleingartenverein. Einige Minuten später
stehe ich vor dem Lusthaus. Das Lusthaus ist ein historisches Gebäude und befindet sich am südöstlichen Ende der Prater Hauptallee
nahe der Galopprennbahn Freudenau. Erstmals erwähnt wurde es 1560 als Casa verde, das grüne Lusthaus im Wiener Prater, dem
damaligen kaiserlichen Jagdgebiet, und diente als Jagdhaus. Es wurde genau dort errichtet, wo die 1538 fertiggestellte Hauptallee ans
Wiener Wasser stieß. Erst 1834 wurde der Donaukanal verlegt. Seitdem steht das Lusthaus nicht mehr am Wasser.
Nach der Öffnung des Praters für die Bevölkerung 1766 wurde das Lusthaus in den Jahren 1781 bis 1783 neu erbaut und diente
mehrmals großen Festlichkeiten. Im 19. Jahrhundert war das Lusthaus, wie der gesamte Prater, beliebter Treffpunkt von Adel und
Bürgertum. In der wirtschaftlich schlechten Zwischenkriegszeit kam es zu einer Umschichtung des Gästepublikums, es gab Barbetrieb
mit Tanz und Musik. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Lusthaus 1944 und 1945 durch Bombentreffer nahezu vollständig zerstört,
allerdings wurde bereits 1948 der Beschluss zum Wiederaufbau gefasst. Im Oktober 1949 wurde das Lusthaus neu eröffnet.
Heute befindet sich hier ein Cafe und ein Restaurant. Nun, der Schnitzelduft war verführerisch... ich habe ihn widerstanden und
mich auf den Weg vorbei am Golfplatz in Richtung Freudenau gemacht. Zumindest einige Läufer habe ich hier begegnet.
Hier befinde ich mich in einer Art naturbelassenen Aulandschaft mit verwachsenen Teichen, dschungelartigen Buchten und teils
undurchdringbarem Gestrüpp. Ja, sogar für mich ist es hier kaum möglich vom Hauptweg etwas abseits zu gehen. Da hätte ich
wohl das Fichtenmoped benötigt. Gut eineinhalbstunden brauche ich um wieder in den unteren Prater zurück zu kehren.
Ich bin von diesem Stadtwanderweg 7 wirklich positiv überrascht. Ja, ich gestehe ich war fast bis gar nie in meinem Leben in dieser
Gegend und ich hatte bislang nur ein müdes Lächeln übrig, wenn mir jemand sagte, ich würde gerne im zweiten Bezirk wohnen.
Da fiel mir wirklich nicht viel mehr als ein “aha” ein. Aber wenn ich mir diese Runde so ansehe und ich gleichzeitig weiß, daß ich
heute nur einen Teil dieser schönen Umgebung hier gesehen habe dann muss ich durchaus sagen, JA, das hat schon was hier in der
Nähe zu wohnen. Es ist alles eben, es gibt natürlich keine Aussicht, aber es ist Stille, Erholung und viel, teils unberührte Natur.
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Es dauert nicht lange und ich muss wieder unter der A23 durch. Nicht immer sehen Graffitimalereien schlecht aus. Gefällt mir!
Entlang einiger stiller, um diese Jahreszeit verwaisten Teiche, nähere ich mich der Prater Hauptallee.
Die Prater Hauptalle... trotz respektablem Wetter Menschenleer. Ja, heute ist der 3.Einkaufssamstag... Die Leute stürmen lieber
die Shoppingcentren, manche genießen auch die Sonnenstrahlen und den ersten Schnee auf den höheren Bergen. Von der im
Winterschlaf befindlichen Liliputstation “Ernst Happel Stadion” höre ich schon die laute Musik des nahen Wurstelpraters.
Techno, House und Popmusic anstatt White Christmas, Jingle Bells oder auch Oh Tannenbaum .... lassen mich jegliche
Adventstimmung vermissen. Selbst am nahe gelegenen Christkindlmarkt hat man längst erkannt, dass Driving Home for Christmas
die Kassen weniger klingeln lässt, als Helenes atemloses Aussehen, oder Concitas unvergesslicher Songcontest Auftritt.
Ja, nicht nur das Ponny-Caroussel dreht sich... Nach zwei Punsch weiß auch ich, dass Weichnachten kommt. Aber - wen interessiert
das eigentlich? In dem Sinne - noch einen schönen Advent meine lieben Leserinnen und Leser - Euer Michael.
Ach ja, die Runde ist 15km lang und durchaus zu empfehlen, wohl auch in einer lauschigen Sommernacht in netter Begleitung.
Aber das ist wieder eine andere Geschichte.